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"Welche Alternative bleibt mir noch?" -Versandverbot würde die Hälfte aller Cannabis-Patient:innen deutschlandweit bedrohen

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Stell dir vor, du bist auf medizinisches Cannabis angewiesen. Dein Arzt hat dir ein Präparat verschrieben, das dir hilft, deinen Alltag zu bewältigen – mit weniger Schmerzen, weniger Symptomen, mehr Lebensqualität. Und dann heißt es plötzlich: Das Medikament gibt’s nur noch in der Apotheke vor Ort. Nicht bei dir um die Ecke, nicht in 5, nicht in 10 Kilometern. Sondern im Worst-Case mehr als 100 Kilometer entfernt. Und der Versand? Verboten.


Genau dieses Szenario droht hunderttausenden Cannabis-Patient:innen in Deutschland.

Cannabis-Karte zeigt: Fast jede:r Zweite ist betroffen

Die Bloomwell Group hat die erste deutschlandweite Landkarte erstellt, die zeigt, wie viele Patient:innen wie weit von einer auf Cannabis spezialisierten Apotheke entfernt leben. Das Ergebnis ist alarmierend: Bei knapp 50 Prozent der Patient:innen liegt die nächste Cannabis-Apotheke mehr als zehn Kilometer entfernt – oft deutlich mehr. Berechnet hat die Bloomwell Group den Abstand anhand des Mittelpunktes der Postleitzahl von Cannabis-Patient:innen im sechsstelligen Bereich.

In vier Bundesländern gibt es überhaupt keine auf Cannabis spezialisierten Apotheken (Saarland, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Bremen). In anderen Bundesländern sind es nur ein oder zwei. Wer in ländlichen Regionen lebt, müsste teils über 100 Kilometer fahren – für ein Medikament, das bisher problemlos per Versandapotheke geliefert wurde.

Nord-Süd-Gefälle: Der Süden braucht mehr – bekommt aber bald weniger

Besonders viele Patient:innen trifft es im Süden der Republik. Denn dort ist der Anteil an Cannabis-Patient:innen überdurchschnittlich hoch: Bayern liegt 68 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, dicht gefolgt von Baden-Württemberg und dem Saarland. Ein Versandverbot könnte in diesen Bundesländern besonders viele Patient:innen wieder in die Kriminalität drängen – und sie damit nicht nur erheblichen Risiken aussetzen, sondern auch die seit 1. April 2024 stark gesunkenen Ausgaben für Polizei und Justiz wieder in die Höhe schnellen lassen.

Ein Schritt zurück in die Illegalität?

Denn die Diskussion um das Versandverbot ist nicht nur eine Frage der Arzneimittelversorgung, sondern auch der Patient:innensicherheit. So gaben in einer Umfrage unter 2.500 Patient:innen im Juni 2025 41 Prozent an, sich bei Einschränkungen der Telemedizin illegal versorgen zu wollen. Wenn Betroffene keine legale Möglichkeit mehr haben, an ihre Therapie zu kommen, bleibt in letzter Instanz nur der Schwarzmarkt.

Niklas Kouparanis, CEO der Bloomwell Group, warnt:
„Was bleibt diesen erkrankten Menschen dann noch als Alternative zum risikobehafteten illegalen Markt? Sollte dieses Gesetz so in Kraft treten, wäre das ein gesundheitspolitischer Skandal.“

Telemedizin, eRezept & spezialisierte Versorgung: Deutschland war auf dem richtigen Weg

Seit dem Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes im April 2024 hat sich viel verbessert: Weniger bürokratische Hürden, digitale Rezepte, niedrigschwelliger Zugang zu ärztlicher Beratung – ein Meilenstein für viele chronisch Erkrankte. Jetzt soll dieser Fortschritt rückgängig gemacht werden?

Dr. med. Julian Wichmann, ebenfalls CEO bei Bloomwell:

„Ein Versandverbot wäre eine Katastrophe – gerade für schwer erkrankte Menschen mit eingeschränkter Mobilität.“

Patient:innen brauchen eine sichere Versorgung – nicht neue Hürden

Dass die Gesundheitsministerin im Juni noch angekündigt hatte, die Ergebnisse der laufenden Evaluation abzuwarten – und nun trotzdem ein Versandverbot im Gesetzesentwurf steht – sorgt für Verunsicherung und Unmut. Gut, dass die SPD-Fraktion bereits betont hat, ohne belastbare Daten keine solchen Einschnitte zu unterstützen.

Was jetzt zählt: Stimmen aus der Praxis hören. Patient:innen ernst nehmen. Auf die Fakten blicken.