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Cannabis Umfrage: Patienten warnen vor einer Beschränkung der Telemedizin

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Aus einer Umfrage unter mehr als 2.500 Cannabis-Patient:innen geht hervor, was eine Einschränkung der digitalen Cannabis-Therapie wirklich bedeuten würde

Die politischen Debatten um medizinisches Cannabis reißen nicht ab – doch während in Berlin über „Missbrauchsbekämpfung“ gesprochen wird, geraten die Patient:innen aus dem Blick. Das aktuelle Cannabis-Barometer 2025 zeigt jetzt eindrucksvoll: Eine Beschränkung der digitalen Cannabis-Therapie könnte fatale Folgen haben für den Lebens- und Arbeitsalltag von einigen hunderttausend Betroffenen in Deutschland.

Digitale Therapie: Der Weg raus aus der Illegalität

Knapp 57 Prozent der befragten Cannabis-Patient:innen gaben an, vor ihrer digitalen Therapie Cannabis hauptsächlich auf dem illegalen Markt bezogen zu haben. Weitere 22 Prozent bekamen es über Freunde oder Bekannte – ebenfalls illegal. Erst der niedrigschwellige Zugang zur digitalen, ärztlich begleiteten Therapie ermöglichte ihnen eine legale und sichere Versorgung mit pharmazeutischen Präparaten.

Einige Politiker:innen fordern aktuell striktere Regeln für den digitalen Zugang. Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Würde dieser Zugang wegfallen, könnte fast die Hälfte der Patient:innen wieder in den illegalen Markt gedrängt werden! 41 Prozent geben an, in diesem Fall wieder dorthin auszuweichen. Weitere 22 Prozent wollen dann einen niedergelassenen Arzt finden – dass diese Suche von Erfolg gekrönt wäre, darf aber mit einem großen Fragezeichen versehen werden. Nur sehr wenige der Betroffenen erwägen übrigens, sich einem Cannabis-Club anzuschließen.

 

Preis als Schlüsselfaktor: Günstiger als illegal

Zudem bestätigt der Report, dass die Preise in der Apotheke inzwischen unter denen des illegalen Marktes liegen. Die ganz große Mehrheit der Patient:innen empfindet medizinisches Cannabis aus den Apotheken nicht teurer als illegale Produkte. Rund 86 Prozent sagen, es sei günstiger oder zumindest gleich teuer. Das zeigt: Eine legale Versorgung kann auch für Selbstzahler:innen erschwinglich bleiben – ein entscheidender Anreiz, um den illegalen Markt zu verlassen.

Sicherheit und Qualität: Apotheke schlägt Schwarzmarkt

Fast alle Befragten betonen den großen Unterschied bei Qualität und Sicherheit. Rund 83 Prozent sehen Apotheken-Cannabis als qualitativ hochwertiger an als illegale Ware, etwa drei Viertel befürchten auf dem illegalen Markt gesundheitliche Risiken und Verunreinigungen.
Das Fazit der Patient:innen ist klar: Sie fühlen sich mit der legalen, kontrollierten Versorgung mit geprüftem Cannabis aus der Apotheke deutlich wohler und sicherer.

Markt im Wandel:
Ü
berangebot, sinkende Preise und neue Trends

Neben den Umfrage-Ergebnissen zeigt das Barometer auch aktuelle Marktdaten:

  • Die Zahl der Cannabis-Produkte auf dem Markt liegt mittlerweile bei über 600.
  • Immer mehr günstige Blüten unter 6 Euro drängen auf den Markt – ihr Anteil stieg zuletzt sprunghaft auf rund 35 Prozent.
  • Der Durchschnittspreis sank auf 7,49 Euro – ein Indiz für ein drohendes Überangebot. Patient:innen profitieren von der Marktdynamik.
  • Patient:innen bevorzugen weiterhin überwiegend unbestrahlte Blüten.
  • Der THC-Gehalt der verschriebenen Blüten bleibt stabil bei über 24 Prozent – ein Zeichen für erfolgreich eingestellte Therapien.
  • Die Zahl der Verordnungen ist seit der Entkriminalisierung von Cannabis im März 2024 um über 1.100 Prozent gestiegen

Ein Warnruf an die Politik

Die Ergebnisse sind ein klares Warnsignal: Wer den digitalen Zugang zur Cannabis-Therapie einschränkt, riskiert nicht nur die Gesundheit der Patient:innen, sondern fördert auch eine Rückkehr in illegale Strukturen – mit all den bekannten Risiken. Eine Re-Kriminalisierung der Patient:innen wäre ein gesellschaftliches Worst-Case-Szenario!

In Zeiten, in denen das Gesundheitssystem ohnehin überlastet ist, wäre es fatal, ausgerechnet eine digitale, funktionierende Lösung zu blockieren. Stattdessen braucht es Entstigmatisierung, Innovation und einen offenen Dialog – im Sinne der Patient:innen.