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Medizinisches Cannabis zur natürlichen Behandlung von PTBS

Geschrieben von Dr. Julian Wichmann | 21.11.23 08:26

In den letzten Jahren wurden vermehrt Patient:Innen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) mit medizinischem Cannabis behandelt. Stellt medizinisches Cannabis also eine geeignete Behandlungsmöglichkeit für PTBS dar?

Erfahren Sie mehr über die positiven Auswirkungen von medizinischem Cannabis auf die Behandlung von PTBS und wie es als natürliche Hilfe eingesetzt werden kann.

Was ist PTBS und wie wirkt sich die Erkrankung auf das Leben der Betroffenen aus?

PTBS bezeichnet eine psychische Erkrankung, die in Folge eines emotional stark belastenden Ereignisses auftritt. Dieses kann beispielsweise eine Naturkatastrophe, ein Unfall, ein Terroranschlag, Krieg oder auch eine Gewalterfahrung sein. Zusätzlich können Symptome einer PTBS bei Personen auftreten, die Zeugen eines solchen Ereignisses wurden, jedoch nicht selbst betroffen waren.

Typische Symptome einer PTBS beinhalten:

  • Aufdringliche / Intrusive Erinnerungen: belastende und immer wiederkehrende Gedanken, Erinnerungen oder Alpträume an das traumatische Ereignis
  • Vermeidung: Orte, Personen und Situationen, die die betroffene Person an das traumatische Ereignis erinnern können, werden vermieden
  • Negative Stimmung: anhaltende negative Emotionen in Hinblick auf das traumatische Erlebnis
  • Mangelnde Erinnerung: Betroffenen Personen können sich an Teile des traumatischen Ereignisses oder den gesamten Ablauf nicht mehr erinnern
  • Veränderungen des Verhaltens und Empfindens: betroffene Personen leiden häufig unter Schlafstörungen, sind reizbar und zeigen eine übertriebene Schreckreaktion

 

Der Alltag von Patient:Innen mit PTBS ist häufig stark beeinträchtigt. Intrusive Erinnerungen, anhaltende Schlafstörungen aufgrund starker Alpträume und die Vermeidung vieler Situationen führen zu einem hohen Leidensdruck der Betroffenen.

Zur Stellung der Diagnose „PTBS“ müssen diese Symptome für mehr als vier Wochen andauern. Außerdem sollte zur Sicherung dieser Diagnose ein klinisch strukturiertes Interview von Ärzt:Innen oder Psycholog:Innen durchgeführt werden. In einzelnen Fällen kann eine Diagnose auch über die Selbsteinschätzung der Betroffenen oder eine Fremdeinschätzung nahestehender Personen gestellt werden.

 

 

Wie wird PTBS üblicherweise therapiert?

Zur Behandlung von PTBS ist wird üblicherweise eine Form der Psychotherapie eingesetzt. Insbesondere für Patient:Innen mit PTBS hat sich die sogenannte Expositionstherapie etabliert. Hier werden die Betroffenen unter Anleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin mit Situationen konfrontiert (Exposition), die sie an das Trauma erinnern können und so bewusst Symptome hervorgerufen. Nach einer Zeit klingen diese Symptome wieder ab die Anspannung lässt nach. Aufgrund des wiederholten Durchlebens wird die betroffene Person letztendlich hinsichtlich ihres Traumas desensibilisiert und erfährt eine Linderung ihrer Symptome. Zusätzlich können Psychopharmaka, insbesondere Antidepressiva wie selektive Serotoninwiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und angstlösende Medikamente unterstützend eingesetzt werden. Bei manchen Patient:Innen können auch Entspannungstechniken wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung eingesetzt werden.

Diese herkömmlichen Behandlungsmethoden können bei einigen Betroffenen wirksam sein, jedoch haben sie auch ihre Grenzen. Vor allem psychotherapeutische Behandlungsansätze sind sehr langwierig und erfordern viel Zeit und Einsatz der Patient:Innen, wozu manche in der akuten Anspannungssituation nicht in der Lage sind. Darüber sprechen nicht alle Betroffenen auf Psychopharmaka an oder erleben unerwünschte Nebenwirkungen.

Aufgrund der Nebenwirkungen oder langen Zeitspanne, bis die Psychotherapie ihre Wirksamkeit zeigt, suchen viele Patient:Innen nach einer alternativen Behandlungsmethode, die ihnen bei ihren PTBS-Symptomen helfen können. Eine vielversprechende Option zur Behandlung von PTBS stellt medizinisches Cannabis dar.

 

 

Wie wirkt medizinisches Cannabis bei PTBS?

Die Studienlage zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Behandlung von PTBS ist bislang noch recht rudimentär. Jedoch gibt es erste Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis bei Patient:Innen mit PTBS eine positive Wirkung zeigen kann. Das kann auf die in Cannabis enthaltenden Cannabinoide, insbesondere Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurückgeführt werden. Diese können dazu beitragen, Angstzustände zu reduzieren, den Schlaf zu verbessern und Flashbacks zu verringern. Diese Wirkungen sind für Personen mit PTBS besonders wichtig, da sie dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu steigern.

Darüber hinaus kann medizinisches Cannabis auch Schmerzen lindern und die Stimmung positiv beeinflussen. Dies kann dazu beitragen, dass sich Menschen mit PTBS insgesamt besser fühlen und besser mit den Herausforderungen des Alltags umgehen können.

 

Welche Studien gibt es zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Behandlung von PTBS?

Eine Studie von Marcel Bonn-Miller und Kolleg:Innen (2022) untersuchte 150 Patient:Innen mit PTBS, die entweder mit medizinischem Cannabis oder ohne dieses als Kontrolle behandelt wurden. Überprüft wurden die Symptome von PTBS anhand eines klinisch strukturierten Interviews (DSM-5). Zusätzlich wurden Maße wie psychosoziale Funktionsfähigkeit, das Schlafverhalten und Veränderungen in der physischen Aktivität der Patient:Innen untersucht.

In dieser Studie zeigte sich eine signifikante Reduktion der PTBS-Symptomschwere. Außerdem konnte die Übererregbarkeit der Betroffenen in Hinblick auf das traumatische Ereignis durch die Einnahme von medizinischem Cannabis gelindert werden.

Eine systematische Übersichtsarbeit von Yasir Rehman und Kolleg:Innen (2021) fasste die bisherige Studienlage zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Behandlung von PTBS zusammen. Hier zeigte sich über 11 Studien hinweg eine Reduktion der Symptome von PTBS bei der Einnahme von medizinischem Cannabis und eine damit einhergehende Verbesserung der Lebensqualität der Patient:Innen. Nebenwirkungen bei der Behandlung mit medizinischem Cannabis waren vor allem ein trockener Mund, Kopfschmerzen und Übelkeit.

 

Wie kann medizinisches Cannabis zur Behandlung von PTBS verabreicht werden?

Es gibt verschiedene Arten der Anwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung von PTBS. Eine Möglichkeit ist die orale Einnahme von Cannabisöl oder -kapseln. Diese Methode ermöglicht eine präzise Dosierung und eine langanhaltende Wirkung. Eine andere Möglichkeit ist die Inhalation von Cannabis durch das Rauchen oder Verdampfen. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Wirkung schnell eintritt, aber die Dosierung schwieriger zu kontrollieren ist.

 

Fazit

Medizinisches Cannabis kann eine alternative Behandlungsmethode bei Patient:Innen mit PTBS darstellen. In einigen Studien zeigte sich eine signifikante Reduktion der PTBS-Symptome, sowie eine Verbesserung der Lebensqualität durch medizinisches Cannabis mit nur leichten Nebenwirkungen. In der Zukunft werden noch weitere qualitativ hochwertige Studien benötigt, um die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei PTBS weiter zu untersuchen.

 

 

Quellenangaben

 

 

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