Seit 2001 ist die Behandlung mit medizinischem Cannabis in Kanada erlaubt. In einer erst kürzlich veröffentlichten kanadischen Studie hat ein Forscherteam von der University of British Columbia in Vancouver die Wirksamkeit und Sicherheit einer Therapie mit medizinischem Cannabis basierend auf sogenannten Real-World Data untersucht. Dabei wurde eine Vielzahl an Krankheiten, die mit Cannabis behandelt werden können, in Betracht gezogen.
Real-World Data sind Daten, die aus anderen Quellen als aus traditionellen klinischen Studien stammen. Hier wurden Daten von 214 Patienten mit verschiedenen Erkrankungen mittels Online-Umfrage erhoben. Die häufigsten Erkrankungen waren chronische Schmerzen, posttraumatische Belastungsstörungen, Angst, Schlafstörungen (einschließlich Restless-Legs- Syndrom), Arthritis und andere rheumatische Erkrankungen. Die Patienten wurden sowohl vor Beginn der Behandlung als auch nach 6 Wochen befragt. Um Veränderungen des medizinischen Zustands sowie der Lebensqualität zu beurteilen, wurden validierte Fragebögen verwendet, mittels derer die Patienten ihre aktuellen Symptome selbst beurteilen konnten.
Basierend auf dieser Online-Umfrage zeigte sich bei mehr als 60 % aller Patienten eine Verbesserung der Symptome. Ganz konkret berichteten Patienten, die an wiederkehrenden Schmerzen litten, von einer signifikanten Verbesserung der Schmerzsymptomatik und eine Steigerung der Lebensqualität nach 6 Wochen. Dabei gaben 33 % an, dass ihnen ein Medikament mit hohem CBD-Gehalt geholfen hat und 31 %, bei denen ein Medikament mit hohem THC-Gehalt die meiste Linderung verschafft hat.
Bei Patienten mit Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen konnte eine Linderung der Schmerzen und eine Verbesserung der globalen Aktivität beobachtet werden, und Patienten mit Schlafstörungen berichteten von einer signifikanten Verbesserung der Schlafprobleme.
Die Wissenschaftler befragten die Patienten ebenfalls hinsichtlich potenzieller Nebenwirkungen, von denen 20 % von leichten Nebenwirkungen wie einem trockenen Mund, Schläfrigkeit, Ruhelosigkeit und verminderter Gedächtnisleistung nach 6 Wochen berichteten.
Durch die Behandlung mit medizinischem Cannabis konnte bei Patienten mit einer Angststörung die Lebensqualität signifikant verbessert werden, und 85 % der Patienten berichteten ebenfalls von einer teilweisen Verbesserung der Angstsymptomatik. Auch bei Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigte sich nach 6-wöchiger Behandlung eine Verbesserung sowohl der Symptome als auch der Lebensqualität.
Die 6-wöchige Behandlung mit medizinischem Cannabis führte bei Patienten mit wiederkehrenden Schmerzen, posttraumatischer Belastungsstörung und Schlafstörungen zu einer signifikanten Verbesserung der Symptomatik. Die Lebensqualität von Angstpatienten konnte signifikant gesteigert werden. Bei Patienten mit Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen konnte eine Linderung der Schmerzen und eine Verbesserung der globalen Aktivität beobachtet werden. Es fanden sich keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen.
Insgesamt gaben 26 % aller Patienten an, dass die Wirksamkeit von medizinischen Cannabis unmittelbar einsetzte. Belege zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis basierend auf Real-World-Data sind neben den Ergebnissen aus klinischen Studien richtungsweisend für die Planung zukünftiger Studien sowie für Haus- und Fachärzte, wenn es um die Verschreibung von medizinischem Cannabis, bzw. THC auf Rezept, geht.