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Wie funktioniert der Entourage-Effekt bei Cannabis?

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Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Wirkung von Cannabis bzw. seinen Phyto-Cannabinoiden (vgl. Endocannabinoide) verstärkt, wenn mehrere Komponenten der Hanfpflanze miteinander kombiniert und gemeinsam eingenommen werden. Mit dieser Zusammenfassung wäre der Entourage Effekt nur grob umrissen dargestellt, folgend wirst du aber einen tieferen Einblick in die Einflüsse der verschiedenen Wirkstoffe und möglichen Synergisten in Cannabis erhalten, die in Verdacht stehen, den Entourage-Effekt auszulösen. Bei diesen Komponenten handelt es sich einerseits um Cannabinoide wie THC oder CBD und andererseits um andere Stoffe wie Terpene, die für den typischen Cannabis-Geruch verantwortlich sind, vermutlich aber noch weitere Funktionen erfüllen. Terpene in Cannabis können, aufgrund ihrer verschiedenen Zusammensetzungen und Anteile in unterschiedlichen Cannabis-Sorten, den Cannabispflanzen sehr unterschiedliche Geruchsbilder verleihen. Ein möglicher Wirksamkeits-Vorteil der kombinierten Einnahme von Cannabinoiden und eventuell Terpenen gegenüber der Einnahme einzelner Komponenten wird auch als Entourage-Effekt bezeichnet. Wie das genau funktionieren könnte, stellen wir in den folgenden Abschnitten vor.

Ob der Entourage-Effekt jedoch tatsächlich existiert und bei welchen Beschwerden oder Erkrankungen er (in welchen Stadien) helfen kann, ist in der Wissenschaft noch immer umstritten. Denn die Befundlage ist widersprüchlich und somit besteht hier weiterhin ein großer Forschungsbedarf und die Analyse vieler weiterer Patientendaten, bevor verlässliche Aussagen über die Wirkung von Cannabinoiden und Terpenen möglich sind. Für einen ersten Eindruck ist es hilfreich, sich die vorhandenen wissenschaftlichen Studien zum Entourage-Effekt, vor allem in Bezug auf die Phyto-Cannbinoide THC und CBD, anzusehen. Da die Forschungslage zur Wechselwirkung zwischen Cannabinoiden und Terpenen jedoch entsprechend umstritten ist, gehen Ärzte ebenfalls sehr vorsichtig mit diesen unausreichend erforschten Erkenntnissen um.



 

Wissenschaftliche Studien zum Entourage-Effekt Cannabinoide wie THC und CBD und Terpene

Eine 2011 im British Journal of Pharmacology veröffentlichte Übersichtsarbeit zeigte, dass die gemeinsame Einnahme von Phyto-Cannabinoiden und Terpenen bei einer ganzen Reihe von Beschwerden von Vorteil sein kann. Dazu gehört zum Beispiel die Behandlung von Schmerzen, Infektionen und Entzündungen, Epilepsie und Angstzuständen [1]. Die gleiche Arbeit über Cannabinoide und Terpene berichtet auch davon, dass die gleichzeitige Einnahme und Wirkung von CBD die durch THC verursachten Nebenwirkungen wie Angstgefühle, Appetit und Ermüdung abmildern kann.

Andere Autoren halten den Entourage-Effekt und den möglichen Einfluss der Terpene eher für das Ergebnis subjektiver Wahrnehmungen von Freizeitkonsumenten und entsprechende Erfahrungsberichte für Anekdoten [2]. Grundsätzlich gilt jedoch, dass Cannabis sogenannte Synergisten enthält. Damit sind bei Cannabis neben Cannabinoiden (wie THC und CBD) Inhaltsstoffe gemeint, welche die Wirkung eines Arzneimittels steigern, sodass diese größer ist als bei der Anwendung ohne diese zusätzlichen Inhaltsstoffe. Typische Synergisten bei Cannabis könnten sekundäre Pflanzenstoffe wie Terpene, Flavonoide und Anthocyane sein. Sie würden möglicherweise in Kombination mit CBD die positive Wirkung des Cannabinoids verstärken, allerdings ist hier noch dringend weitere Forschung nötig, um eine Evidenz gegenüber dem Entourage-Effekt bei Cannabis bzw. Cannabinoiden wie THC und CBD zu erschließen.

Neben Hinweisen auf einen Vorteil der kombinierten Einnahme zwischen Terpenen und Cannabinoiden oder unterschiedlicher Cannabinoid-Gehälter gibt es allerdings auch Studien, die auf eine mindestens ebenso hohe Wirksamkeit einzeln verabreichter reiner Cannabinoide hindeuten. So untersuchten zum Beispiel australische Forscher die Wirkung von THC auf die Cannabinoid-Rezeptoren mit und ohne die Zugabe von (einzelnen oder kombinierten) Terpenen und fanden keine Veränderung der Wirksamkeit der Cannabinoide [3]. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Entourage-Effekt und der Einfluss der Terpene nicht existiert. Es ist ebenso denkbar, dass die zusätzliche Einnahme von Terpenen an anderer Stelle, also nicht in den Rezeptoren, sondern für die CB1- und CB2-Signalübertragungswege wirkt oder mit THC beziehungsweise CBD interagiert.

THC und CBD in Kombination beim Entourage-Effekt

Neben der Terpene-Cannabinoid-Kombination im vermuteten Entourage-Effekt gibt es ebenfalls Effekte zwischen den funktionell antagonistischen Cannabinoiden THC und CBD. Angesichts der Hinweise auf eine bessere Wirksamkeit bei der Kombination von THC und CBD stellt sich die Frage nach dem optimalen Verhältnis der beiden Cannabinoide. Doch diese Frage lässt sich leider nicht pauschal beantworten, sondern ist vor allem von der angestrebten Wirkung und der individuellen Verträglichkeit einer Person abhängig. Ein allgemeingültiges ideales Verhältnis von THC und CBD gibt es nicht, vielmehr muss dieses individuell eingestellt und auf die persönliche Situation von Patient:innen beziehungsweise Anwender:innen abgestimmt sein.

Dabei sind vor allem folgende beiden Aspekte zu berücksichtigen:

  1. Ziel: Die Ziele der Einnahme sind sehr unterschiedlich und können von einer Linderung von Übelkeit oder Muskelschmerzen bis hin zu einer Stressreduktion und Verringerung von Angstgefühlen reichen.
  2. Nebenwirkungen: Jeder Inhaltsstoff kann unerwünschte Wirkungen verursachen, die sich zwischen den einzelnen Stoffen, aber auch zwischen den Anwendern und Anwenderinnen stark unterscheiden können. Mögliche Nebenwirkungen des psychoaktiven THC sind unter anderem Mundtrockenheit, Müdigkeit, Angstzustände, eine Verlangsamung der Reaktionsgeschwindigkeit und Beeinträchtigungen im Kurzzeitgedächtnis. Dagegen ginge die Einnahme von CBD eher mit Magen-Darm-Problemen und daraus resultierenden Veränderungen des Körpergewichts einher. Für einige Magen-Darm-Probleme kann das Verabreichen von CBD jedoch auch in der Behandlung unterstützen, wie Studien über CBD Öl und Morbus Crohn nahelegen, sodass eine Pauschalisierung von Nebenwirkungen bei CBD und/oder THC aufgrund der auseinanderlaufenden Forschungslagen nicht möglich ist.


Aus diesen Anforderungen können sich verschiedene Varianten und Kombinationen ergeben, die aber immer noch von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirken können. Oft bleibt nur das Herantasten, um die ideale Kombination in der Anwendung von CBD herauszufinden. Für THC-haltige Präparate, mit denen ein wohlmöglicher Entourage-Effekt stattfinden könnte, ist immer die Meinung und Anweisung des behandelnden Arztes zu berücksichtigen, mit dem die Cannabis-Therapie durchgeführt wird. Eigenständige Änderungen der Dosis bei einer Therapie mit THC auf Rezept oder auch die Änderung der Wirkstoffzusammensetzung ohne ärztliche Absprache könnten den Erfolg der Therapie gefährden. Beachte auch bei Selbstversuchen mit Cannabidiol (CBD) die gesetzlichen Vorschriften zur CBD-Einnahme und beginne grundsätzlich mit einer niedrigen Dosierung von CBD, die du bei Bedarf schrittweise erhöhst. Du kannst auch verschiedene Darreichungsformen für die Wirkung von CBD ausprobieren, denn Cannabidiol wird unter anderem als Öl, in Form von Kapseln oder auch zum Verdampfen angeboten.

Unterschiede bei CBD-Produkten und Entourage Effekt
Vollspektrum, Breitspektrum und Isolat

Welche Inhaltsstoffe in einem Cannabisprodukt enthalten sind, also wie viele unterschiedliche Cannabinoide und Terpene in welchem Verhältnis, und ob diese zu einem Entourage-Effekt führen könnten, lässt sich zu einem bestimmten Grad bereits von dem Klassifizierungen ableiten. Grundsätzlich sind bei Cannabisölen drei Arten zu unterscheiden: Vollspektrum, Breitspektrum und Isolat.

Entourage-Effekt in Vollspektrum-Produkten

Vollspektrum-Produkte enthalten alle Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Dazu gehören alle Cannabinoide (wie CBD und THC), aber auch Terpene, Flavonoide und weitere sekundäre Pflanzenstoffe. Der THC-Gehalt kann bei hauptsächlich CBD-haltigen Produkten immer noch bei möglicherweise 0,2 % liegen. Ein Entourage-Effekt könnte also auch bei CBD-Produkten zu beobachten sein. Ob und wie dieser ausfällt, ist individuell sehr unterschiedlich. Auch die individuelle Zusammensetzung der einzelnen Inhaltsstoffe kann je nach Hanfsorte erheblich variieren. Angesichts der großen Unterschiede zwischen den einzelnen Pflanzenstämmen, den jeweiligen Wachstumsbedingungen und dem Reifegrad bei der Ernte, sind Vollspektrum-Produkte hinsichtlich ihrer Wirkung (und auch ihres Geschmacks) nur schwer miteinander vergleichbar.

Entourage-Effekt in CBD-Breitspektrum-Produkten

Produkte, in denen das psychoaktive THC nahezu komplett entfernt wurde (THC-Gehalt < 0,05 %), die aber sonst alle Inhaltsstoffe der Pflanze enthalten, heißen Breitspektrum-Produkte. Sie sind ideal geeignet für Menschen, die keine THC-Einnahme wünschen, aber auf einen möglichen Entourage-Effekt der übrigen Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Cannabidiol (CBD) und Cannabigerol (CBG), nicht verzichten möchten.

Entourage-Effekt in CBD-Isolaten

Daneben gibt es reine CBD-Produkte, in denen ausschließlich Cannabidiol (CBD) und keine Terpene enthalten ist. Diese sogenannten Isolate sind absolut frei von THC, verzichten aber auch auf mögliche positive Nebenwirkungen durch andere sekundäre Pflanzenstoffe. Daher wäre bei CBD-Isolaten kein Entourage-Effekt zu beobachten. Da in diesen Produkten auch keine Terpene enthalten sind, wären sie sehr mild im Geschmack und damit könnten sie besonders für Erstanwender gut geeignet sein.


 

Quellenangaben