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CBD und Alkohol: Das passiert bei Mischkonsum

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Cannabidiol (CBD), ein nicht-berauschender Inhaltsstoff von Cannabis, erfreut sich immer größerer Beliebtheit und findet sich inzwischen in allen möglichen Nahrungsergänzungsmitteln, Beauty- und Wellnessprodukten. Reines CBD wirkt nicht psychoaktiv, ist legal erhältlich und gilt im Allgemeinen als gut verträglich, denn es ruft kaum Nebenwirkungen hervor. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Einnahme von CBD in Kombination mit Alkohol möglich ist oder von dem gleichzeitigen Konsum lieber abzusehen ist.

Möglich: Gegenseitige Verstärkung der Wirkung

Alkohol und CBD können ähnliche Wirkungen haben: So haben Untersuchungen gezeigt, dass CBD die Angst in Stresssituationen [1] und motorische Unruhe mildern kann [2]. Auch Alkohol ist bekannt dafür, Hemmungen abzubauen und Entspannungsgefühle hervorzurufen. Eine gemeinsame Einnahme von Alkohol und CBD könnte diese Wirkung verstärken und beispielsweise eine starke Müdigkeit oder Schläfrigkeit hervorrufen, die bis zur Sedierung reicht, was in Situationen, die Aufmerksamkeit oder Konzentration erfordern, sehr gefährlich sein kann.

In einer Studie, die schon in den 1970er-Jahren durchgeführt wurde, führte die Kombination von Alkohol und CBD dazu, dass die motorische Leistung und auch die Zeitwahrnehmung der Probanden deutlich mehr beeinträchtigt waren als bei der alleinigen Einnahme von CBD ohne Alkohol [3]. Allerdings sind die hier untersuchten Mengen CBD viel höher als im normalen Gebrauch üblich. Deshalb besteht hier nach wie vor ein großer Forschungsbedarf an aussagekräftigen Studien, um mögliche Wechselwirkungen zwischen CBD und Alkohol zu identifizieren und die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen.

CBD als Schutz vor den Wirkungen und Nebenwirkungen von Alkohol

Auch wenn die Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von CBD und Alkohol noch nicht ausreichend erforscht sind, gibt es doch zahlreiche Studien, die darauf hindeuten, dass CBD vor einigen der negativen Auswirkungen von Alkohol schützen kann – und das auf unterschiedliche Weise:

So gibt es die Überlegung, dass die bekannten positiven Effekte von CBD, wie zum Beispiel die Linderung von Kopfschmerzen oder Übelkeit, möglicherweise auch gegen den übermäßigen Konsum von Alkohol (“Kater”) helfen könnten. Bestätigt ist diese Hypothese bislang jedoch nicht – vor allem, weil CBD bei manchen Personen auch starke Müdigkeit und/oder Übelkeit hervorrufen kann, was die Beschwerden bei einem “Kater” noch verstärken würde.

Was wir wissen: Übermäßiger Konsum von Alkohol schädigt die Zellen und begünstigt bestimmte Erkrankungen. CBD scheint den Körper zumindest teilweise vor diesen negativen Auswirkungen von Alkohol schützen zu können. So fanden Wissenschaftler beispielsweise in Tierstudien heraus, dass auf die Haut aufgetragenes CBD die durch Alkohol verursachten Zellschäden im Gehirn fast um die Hälfte verringern kann [4] und dass eine CBD-Injektion die Zellerneuerung fördert und damit das Risiko für alkoholbedingte Lebererkrankungen senken kann [5]. Ob CBD ähnlich schützende Effekte beim Menschen hat und alkoholbedingte Zellschäden verhindern kann, ist nicht bekannt. Hierzu sind weitere Studien erforderlich.

Möglicherweise kann CBD jedoch dazu beitragen, den Blutalkoholspiegel zu senken. Darauf deutet zumindest die bereits erwähnte Studie aus den 1970er-Jahren hin, in der Personen, die Alkohol in Kombination mit CBD einnahmen, eine deutlich niedrigere Blutalkoholkonzentration hatten als Personen, die statt CBD ein Placebo erhielten [6].

Andere Untersuchungen (vor allem Tierstudien) kamen jedoch zu anderen Ergebnissen, sodass dieser Befund nicht belastbar ist. Zwar zeigte sich hier keine Absenkung des Blutalkoholspiegels, dafür trug die Einnahme von CBD dazu bei, dass alkoholabhängige Tiere (in diesem Fall Ratten) weniger Alkohol konsumierten und seltener Rückfälle zeigten [7]. Bei Menschen fanden sich ähnliche Hinweise für den Zigarettenkonsum, der mit der Einnahme von CBD deutlich sank [8]. Aktuelle Studien deuten ebenfalls darauf hin, dass CBD Menschen mit einer Alkoholkonsumstörung dabei helfen kann, ihren Alkoholkonsum zu verringern und alkoholbedingte Hirnschäden zu reduzieren [9]. Angesichts dieser ersten vielversprechenden Befunde ist eine Fortsetzung der Forschung in diesem Bereich unbedingt wünschenswert.

CBD und Alkohol – in Kombination möglich?

Für eine eindeutige Aussage darüber, ob die Kombination von CBD und Alkohol sicher ist oder mit gesundheitsschädlichen Folgen zu rechnen ist, reicht die derzeitige wissenschaftliche Befundlage nicht aus. Bei den wenigen Studien, die es gibt, ist zu beachten, dass sie oft sehr große Mengen CBD und/oder Alkohol untersuchen und diese Ergebnisse nicht auf den “normalen” Konsum von einigen wenigen Getränken oder kleineren Mengen CBD übertragen lassen.

Zudem ist zu bedenken, dass CBD nicht bei jeder Person auf die gleiche Weise wirkt und auch die Kombination mit Alkohol dürfte große individuelle Unterschiede aufweisen, sodass eine Vorhersage schwierig ist.

Angesichts dieser vielen Unwägbarkeiten, ist es nicht ratsam, CBD und Alkohol gemeinsam einzunehmen. Dies gilt insbesondere für Personen, die noch überhaupt keine Erfahrung mit CBD und/oder Alkohol gemacht haben. Wer dennoch beides gleichzeitig einnehmen möchte, sollte beides nur in geringen Mengen konsumieren, um das Risiko für unerwünschte Wechselwirkungen möglichst gering zu halten.


 

Quellenangaben

[1] Bergamaschi, M. M., Queiroz, R. H., Chagas, M. H., de Oliveira, D. C., De Martinis, B. S., Kapczinski, F., Quevedo, J., Roesler, R., Schröder, N., Nardi, A. E., Martín-Santos, R., Hallak, J. E., Zuardi, A. W., & Crippa, J. A. (2011). Cannabidiol reduces the anxiety induced by simulated public speaking in treatment-naïve social phobia patients. Neuropsychopharmacology : official publication of the American College of Neuropsychopharmacology, 36(6), 1219–1226.
 
[2] Kluger, B., Triolo, P., Jones, W., & Jankovic, J. (2015). The therapeutic potential of cannabinoids for movement disorders. Movement disorders : official journal of the Movement Disorder Society, 30(3), 313–327.
 
[3] Consroe, P., Carlini, E. A., Zwicker, A. P., & Lacerda, L. A. (1979). Interaction of cannabidiol and alcohol in humans. Psychopharmacology, 66(1), 45–50.
 
[4] Liput, D. J., Hammell, D. C., Stinchcomb, A. L., & Nixon, K. (2013). Transdermal delivery of cannabidiol attenuates binge alcohol-induced neurodegeneration in a rodent model of an alcohol use disorder. Pharmacology, biochemistry, and behavior, 111, 120–127.