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Medizinisches Cannabis zur Behandlung von Prostatakrebs

Geschrieben von Dr. Julian Wichmann | 21.11.23 08:33

Was ist Prostatakrebs und welche Risikofaktoren gibt es?

Das Prostatakarzinom (Krebs der Vorsteherdrüse oder Prostata des Mannes) ist die häufigste bösartige Krebserkrankung bei Männern in Deutschland und macht ca. 23% aller Krebserkrankungen aus. Etwa jeder zehnte Mann erkrankt im Laufe des Lebens an dieser Krebsart. In Deutschland werden jährlich etwa 65.000
neue Prostatakarzinom-Diagnosen gestellt.

Zu den Risikofaktoren zählen das Alter, genetische Veranlagungen, sowie Umwelteinflüsse wie Rauchen und Alkoholkonsum. Das Risiko für ein Prostatakarzinom steigt mit dem Lebensalter des Mannes an und das durchschnittliche Alter, in welchem diese Erkrankung diagnostiziert wird, beträgt 72 Jahre. Darüber hinaus ist die familiäre Veranlagung ein ernstzunehmender Risikofaktor. Das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, ist für Männer zweifach erhöht, wenn ein nahes Familienmitglied ebenfalls an dieser Krebsart erkrankt ist.

Dennoch können auch jüngere Männer an Prostatakrebs erkranken. Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, dass die Prognose bei Männern mit Prostatakarzinom unter 54 Jahren ungünstiger ist als für ältere Männer und mit einem aggressiveren Verlauf in Verbindung steht.

 

Was sind typische Symptome bei Prostatakarzinom?

Ein großes Problem bei bösartigen Krebserkrankungen ist ein meist asymptomatischer Verlauf in frühen Stadien, so auch im Falle eines Prostatakarzinoms.

Ist der Krebs erst einmal stärker ausgebreitet, kann es zu Symptomen kommen. Diese beruhen in der Regel auf Schwierigkeiten beim Wasserlassen.

  • Vermehrter Harndrang
  • Schmerzhafte oder unangenehme Blasenentleerung
  • Schwacher Harnstrahl
  • Nachtropfen
  • Restharnbildung (beim Wasserlassen kann die Blase nicht vollständig entleert werden)
  • Nächtlicher Harndrang

Weitere Symptome bei großen Tumoren in der Prostata können Erektionsstörungen und Blut im Urin der Patienten sein.

Ein Prostatakarzinom metastasiert vorwiegend in die Knochen und Lymphknoten der Patienten.

Abgesehen von der psychischen Belastung der Patienten, die mit der Diagnose einer bösartigen Erkrankung wie dem Prostatakarzinom einhergehen, können auch die oben beschriebenen Symptome den Alltag beeinträchtigen.

 

Wie wird das Prostatakarzinom üblicherweise therapiert?

Je nach Größe und Tumorstadium wird ein unterschiedliches Therapieverfahren gewählt. Die gängigsten Optionen bestehen aus einer Kombination aus einer radikalen Entfernung der Prostata, medikamentöser Chemotherapie und Hormondeprivationstherapie zur Unterdrückung der männlichen Sexualhormone. Außerdem kommen noch Bestrahlung und andere Verfahren wie fokussierte Ultraschalltherapie und Immuntherapie zum Einsatz. Diese Verfahren sind teilweise sehr invasiv und gehen daher auch mit erheblichen Nebenwirkungen einher.

Die Vorsorge stellt jedoch die beste Therapie bei Prostatakarzinom dar. Aufgrund der Häufigkeit der Erkrankung steht jedem Mann ab 45 Jahren eine jährliche Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchung zu. Dabei wird ein ärztliches Anamnesegespräch geführt und eine körperliche Untersuchung durchgeführt.

Die Lebensqualität der Patienten wird durch die oben genannten Therapiemaßnahmen oft zumindest für eine Zeit stark beeinträchtigt, weswegen der Wunsch nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten groß ist. Hier kann medizinisches Cannabis eine vielversprechende Option darstellen.

 

Wie kann medizinisches Cannabis bei Patienten mit Prostatakarzinom helfen?

Die Beschwerden von Patienten mit einem symptomatischen Prostatakarzinom sind unter anderem Entzündungen geschuldet. Hier kann medizinisches Cannabis und insbesondere CBD aufgrund der entzündungslindernden Wirkung Abhilfe leisten. Außerdem kann medizinisches Cannabis auch die Schmerzen von Patienten mit Prostatabeschwerden lindern und aufgrund des entspannenden Effekts das Wasserlassen erleichtern.

Wie bereits erwähnt, geht die Therapie des Prostatakarzinoms ebenfalls mit einigen Nebenwirkungen einher. Diese gehen von Schmerzen, Erschöpfung und Schlafstörungen bis hin zu depressiven Symptomen und Reizbarkeit. Bei derartigen Nebenwirkungen kann eine begleitende Behandlung mit medizinischem Cannabis in Frage kommen, um die Symptome zu lindern. Durch die stimmungsaufhellende Wirkung von medizinischem Cannabis kann das allgemeine Wohlbefinden der Patienten gesteigert werden.

 

Welche Studien gibt es zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei Prostatakarzinom?

Bislang existieren noch relativ wenige Studien, die die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom untersuchten. Einige beschränken sich auf Tierversuche oder Laboruntersuchungen an Zellen. Im Folgenden werden zwei Studien genauer beschrieben.

Mousa und Kolleg:Innen (2020) untersuchten Männer mit Prostatakarzinom unter Hormondeprivationstherapie hinsichtlich ihrer Einnahme von medizinischem Cannabis. Etwa ein Viertel der Patienten gaben an, medizinisches Cannabis zur Linderung ihrer Symptome einzunehmen. In dieser Studie gaben außerdem 80% der Patienten an die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Verbesserung ihrer Symptome zu glauben.

 

In einer systematischen Übersichtsarbeit fassten S. Rajanahally und Kolleg:Innen (2019) 91 Studien zusammen, die sich mit den Effekten von medizinischem Cannabis auf die männliche Gesundheit in Hinblick auf Fruchtbarkeit, sexuelle und urologische Gesundheit wie beispielsweise Prostatakarzinom befassten. Hier zeigten sich Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis einen schützenden Effekt bei Prostatakarzinom haben kann. Insbesondere in Laborstudien konnte erstmals gezeigt werden, dass medizinisches Cannabis das Wachstum von Prostatakrebszellen verringern konnte.

 

Fazit

Medizinisches Cannabis kann bei Patienten mit Prostatakarzinom zu einer Linderung ihrer begleitenden Symptome wie Schmerzen, allgemeines Unwohlsein und Schlafstörungen beitragen. Die Einnahme von medizinischem Cannabis kann außerdem Nebenwirkungen anderer Therapieformen zur Behandlung des Prostatakarzinoms verringern. So kann die Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Weitere klinische Studien sollten die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Prostatakarzinom genauer untersuchen.

 

 

Quellenangaben

 

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