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Was sind eigentlich Hormone?

Hormone leiten Informationen aus dem einen Bereich des Körpers in den andern und helfen somit dabei auf bestimmte Dinge zu reagieren, Einflüsse zu verarbeiten und Prozesse in den Gang zu bringen. Dabei gibt es eine Vielzahl verschiedener Hormone, die alle eine unterschiedliche Funktion einnehmen. Die wohl bekanntesten sind die sogenannten Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen. Nur dadurch, dass die Geschlechtshormone oft dem einen Geschlecht zugeordnet sind, heißt es nicht, dass das andere Geschlecht diese nicht bildet. So bildet sich bei Frauen ebenso Testosteron und bei Männern Östrogen. Beide Hormone haben unterschiedliche Funktionen und sind in unterschiedlichen Konzentrationen bei jedem Menschen zu finden. Östrogene werden auch als das weibliche Geschlechtshormon bezeichnet, weil sie beispielsweise grundlegend an der Steuerung der weiblichen Menstruation und dem Zyklus in der Schwangerschaft beteiligt sind. Östrogene wirken zudem auf Stoffwechsel und Knochenbildung ein. Und sind somit ebenso notwendig für den männlichen Organismus. Testosteron hilft bei der Muskelbildung und wirkt ebenso auf Knochen, Haut und Organe. Zu diesen Hormonen gibt es noch eine Vielzahl mehr, Hormone zur Fortpflanzung (z.B. Luteinisierendes Hormone (LH)), Sexualhormone (z.B. Follikelstimulierendes Hormon (FSH)) und Schilddrüsenhormone. All diese haben in ihren Konzentrationen, ihrer Rezeptorbindung und Aktivität Einflüsse auf wichtige Prozesse im Körper. Bei Erkrankungen spielen sie ebenso eine große Rolle.

 

Was haben Cannabinoide damit zu tun?

In einigen Erkrankungen kann ein Ungleichgewicht in dem körpereigenen Endocannabinoid System bestehen, bei welchem die Gabe von Cannabinoiden einen medizinischen Nutzen hat. Inwiefern verschiedene Hormonrezeptoren und Hormonprozesse mit dem Endocannabinoid System zusammenhängen und inwiefern die Gabe von medizinischem Cannabis zu einer Verbesserung der Symptome führen kann, wurde in verschiedenen Tierstudien und vereinzelten Feldstudien untersucht. Da vor allem die Geschlechtshormone eine bedeutende Rolle spielen, wurde der Einfluss von Cannabinoiden auf Testosteron, Östrogen etc. am meisten untersucht.

Cannabinoide bei Brustkrebs

Forscher:innen um Luka Dobovišek haben am Institut für Onkologie in Ljubljana in Slowenien, zu der Wirkung von Cannabinoiden auf Hormonrezeptoren und Brustkrebs geforscht. In dieser Übersichtsarbeit, die 2020 erschien, wurden die Ergebnisse vorhergehender Studien zusammengefasst und kritisch beleuchtet. Östrogenrezeptoren können das Ansprechen auf eine endokrine Therapie bei Brustkrebspatientinnen voraussagen. Daher sind die Funktionalität und Aktivität dieser Hormonrezeptoren besonders wichtig bei der Behandlung von Brustkrebs. In den Studien fanden Forscher:innen heraus, dass THC eine hemmende Wirkung auf die Vermehrung von Östrogenrezeptor-positiven-Brustkrebszellen hat. Somit also vereinfacht die Produktion von Brustkrebszellen hemmen könnte. Der Zusammenhang lässt erstmal nur auf eine Interaktion zwischen Östrogen und THC schließen, weitere Forschung wird benötigt, um die tatsächliche Auswirkung der Behandlung mit medizinischem Cannabis auf Tumorwachstum etc. bei Brustkrebspatientinnen zu erfahren.

Interaktion von Cannabinoiden und Geschlechts-
hormonen

In einer Tierstudie aus dem Jahr 1979 haben sich Harris Rosenkrantz und Kolleg:innen bereits mit Hormonveränderungen bei Gabe von Cannabinoiden beschäftigt. Die Studie, die im EG&G Mason Research Institute in Worcester, Massachusetts durchgeführt wurde, beobachtete Ratten, die eine Dosis von 2, 10 oder 50 mg/kg THC über 14-180 Tage bekamen. Andere Ratten wurden 14 Tage lang dem Marihuana-Rauch in THC-Dosen von 2 oder 4 mg/kg ausgesetzt. Zudem erhielten männliche und weibliche Rhesusaffen 90 Tage lang orale Cannabidiol-Dosen von 30, 100 und 300 mg/kg. Der Rauch und auch das vergebene orale THC führten zu Senkungen des Testosteron Spiegels um 20-30% und einer Senkung des Schilddrüsenhormons (Triiodothyronin) um 17-29%. Zudem wurde eine Erhöhung der Sexualhormone (FSH) sowohl bei männlichen und weiblichen Affen als auch bei weiblichen Ratten festgestellt. Welche Auswirkungen die Veränderungen der Geschlechts- und Schilddrüsenhormone auf den Menschen hat, muss weiter erforscht werden. Es ist jedoch eine Interaktion zwischen Hormonen und Cannabinoiden, bei unterschiedlichen Verabreichungsformen und Dosen gezeigt worden.
 

Geschlechts-
spezifische Unterschiede bei der Interaktion von Cannabinoiden und Hormonen

Bei der Interaktion zwischen Geschlechtshormonen und Cannabinoiden ist ebenso das Geschlecht bei der Untersuchung zu beachten. Charlotte Farquhar und ihr Team untersuchten 2019 in einer Tierstudie die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Wirkung von Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC). Spezifisch die Auswirkung von Geschlechts- und Sexualhormonen auf Cannabinoidrezeptoren im Gehirn. Bei weiblichen Ratten, die THC injiziert bekamen, zeigte sich eine verstärkte Rezeptoraktivierung, im Hippocampus im Vergleich zu männlichen Ratten. Der Hippocampus gilt als Arbeitsspeicher des Gehirns und hängt mit dem Kurz- und Langzeitgedächtnis zusammen. Eine Interaktion zwischen Cannabinoiden und Sexualhormonen konnte demnach geschlechtsspezifisch bei weiblichen Tieren festgestellt werden. Diese Erkenntnis sollte bei der Verschreibung von medizinischem Cannabis, insbesondere zur Behandlung von hormonell bedingten Erkrankungen, beachtet werden. Bei wiederholter Behandlung mit THC entwickelte sich zudem bei den untersuchten Ratten eine Desensibilisierung der Cannabinoidrezeptoren in allen Hirnbereichen. Das bedeutet eine Toleranzentwicklung hat, durch regelmäßige THC Vergabe stattgefunden. Bei weiblichen Tieren war diese stärker als bei männlichen. Dies ließe vermuten, dass Frauen nach Beginn des Cannabiskonsums schneller zu Toleranz und Abhängigkeit neigen als Männer. In diesem Bereich braucht es mehr Forschung, um die Auswirkungen konkreter und spezifischer nachvollziehen zu können.
 

Fazit

In verschiedensten Studien wurde die Interaktion von Cannabinoiden und Hormonen untersucht. Geschlechts- und Schilddrüsenhormone waren dabei von besonderem Interesse. Die vorhandene Forschung lässt auf Interaktionen schließen, die in verschiedene Richtungen gehen können und meist erstmal, das Vorhandensein einer Interaktion zeigen, jedoch noch nicht konkret inwieweit die Interaktion sich auf das größere System auswirkt und besonders in der Behandlung von Erkrankungen von Nutzen sein könnte. Zu der Behandlung von Brustkrebs gibt es bereits Forschungsansätze, die eine potenzielle Tumorzellen reduzierende Wirkung von THC vermuten lassen. Dieser muss jedoch noch weiter erforscht werden.

Ausblick

Da es nun einige Belege für einen Zusammenhang von Hormonkonzentration und verschiedenen Cannabinoiden gibt, ist weitere Forschung zu dem möglichen medizinischen Nutzen dieses Wissens nötig. Inwiefern kann beispielsweise die Behandlung mit medizinischem Cannabis bei hormonell bedingten Erkrankungen, hilfreich sein. In dem relativ neuen Forschungsgebiet um medizinisches Cannabis werden sich immer neue Möglichkeiten für eine THC-Therapie ergeben, die Patient:innen helfen können.


 

Quellenangaben