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Kann Cannabis bei PMS und PMDS zu einer Symptomverbesserung führen?

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Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Forscherteam der Abteilung für Psychologie um Melissa Slavin der Universität Albany in den USA. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Cannabis und den Symptomen des Prämenstruellen Syndroms (PMS) und der Prämenstruellen Störung (PMDS), mit denen facettenreiche Schmerzen der Patientinnen verbunden sein können.

Prämenstruelles Syndrom und Prämenstruelle Störung – Symptome und Abgrenzung

Etwa 75% aller Frauen erleben eine zyklusabhängige Veränderung ihrer Stimmung oder ihrer körperlichen Verfassung. Diese Veränderungen zeigen sich meist genau zwei Wochen vor Einsetzen der Periode und werden in ausgeprägter Form als Prämenstruelles Syndrom bezeichnet. Dieses geht mit einer erhöhten Reizbarkeit, depressiven oder ängstlichen Verstimmungen und Schlafstörungen einher. Einige Frauen berichten von einem Gefühl der Überlastung oder Überforderung. Außerdem treten häufig auch körperliche Symptome wie Lethargie, Erschöpfung, Verspannungen, Spannungsgefühle in der Brust, Gewichtszunahme oder Blähungen und Gelenk- beziehungsweise Schmerzen in Muskelpartien bei Frauen mit Prämenstruellem Syndrom auf. Zusätzlich spüren viele Frauen Veränderungen ihres Appetits, welche mit Essensgelüsten und einer gesteigerten Nahrungsaufnahme bis hin zum Überessen einhergehen können. Bei der Prämenstruellen Störung, auch prämenstruelles dysphorisches Syndrom genannt, treten die oben beschriebenen Symptome in größerer Anzahl und Schwere auf. Hier liegt der Fokus besonders auf den psychologischen Symptomen, die eine erhebliche Beeinträchtigung für den Alltag der Patientinnen darstellen. Cannabis, welches in der medizinischen Anwendung in THC- und CBDF-signifikante Rezepturen unterteilt wird, kann neben den klassischen Therapieansätzen mit einem Mehrwert für die Behandlung von PMS- und PMDS-Beschwerden helfen, wie die Studie unter Melissa Slavin aufzeigt [1]. Bei der Erforschung von PMDS und Cannabis liegt aufgrund der verstärkten psychologischen Symptome auch ein Interesse an Cannabidiol (CBD) neben THC.

Klassische Therapieansätze zur Behandlung von PMS und PMDS

Die Behandlungsoptionen für PMS und PMDS ähneln sich stark und beinhalten meist Hormonpräparate, Antidepressiva oder Veränderungen des Alltags. Hormonelle Therapieansätze nutzen eine Kombination aus oralen Kontrazeptiva (zum Beispiel die Anti-Baby-Pille) und/ oder Medikamenten, die eine medizinische Menopause bewirken. Diese Behandlungsmethode zeigt jedoch erhebliche Nebenwirkungen und geht mit den bekannten Symptomen der Menopause wie Hitzewallungen, nächtlichem Schwitzen und vaginaler Trockenheit einher und kann das Risiko für Osteoporose steigern, sowie für aus diesen Symptomen möglicherweise resultierende Schmerzen. Diese Nebenwirkungen sind bei einer ärztlich betreuten Einnahme von Cannabis mit THC- oder CBD-Anteil nicht bekannt. Orale Kontrazeptiva wie die Pille stehen in Zusammenhang mit vermehrten Stimmungsschwankungen und können sich langfristig negativ auf die Stimmung von Patientinnen auswirken. Zusätzlich steigern diese das Risiko für koronare Herzerkrankungen, Schlaganfällen und Lungenembolien. Die Einnahme von Antidepressiva konnte in bisherigen Studien eine Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität der Patientinnen mit PMS oder PMDS bewirken. Die Zahl der Frauen, die nicht auf diese Therapieform reagierte, war jedoch höher als die der Frauen, die eine Verbesserung ihrer Symptome erfuhren. Da Cannabidiol (CBD) eine antidepressive Wirkung anzubieten scheint [2], könnte eine Therapie mit moderat- oder hochdosiertem CBD, welches verschreibungspflichtig ist, auch bei der symptomatischen Behandlung von PMS und PMDS helfen. Somit würde CBD eine bedeutende Rolle in der Behandlung der Frauengesundheit darstellen. Zur spezifischen beziehungsweise erprobten Wirksamkeit von CBD für PMS und PMDS fehlen bisher jedoch aussagekräftige Studien. Der Verdacht einer Symptomlinderung liegt aufgrund der beschriebenen und studierten antidepressiven und nicht-psychoaktiven Wirkung von CBD. Neben dem Einsatz von CBD sind auch weitere Behandlungsmethoden wie die Einnahme von Vitamin B6, Calcium oder Vitamin D für die Wirksamkeit bei Beschwerden durch PMS und PMDS bisher wenig erforscht.

Cannabis bei PMS und PMDS

Die Einnahme von Cannabis mit beispielsweise Cannabinoiden wie THC oder CBD zur Behandlung der Symptome von PMS und PMDS kann eine nebenwirkungsarme und hormonfreie Alternative zu den klassisch verwendeten Therapieformen darstellen. Bisherige Studien weisen auf eine hohe Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Linderung von Schlafstörungen, Reizbarkeit, depressiver Verstimmung und Schmerzen in Gelenken hin, welche auf die Symptome von PMS und PMDS übertragen werden können. Zudem konnten wenige Studien eine Verbesserung der Symptome von PMS und PMDS durch die Einnahme von Cannabis in einer Dosierung hervorbringen, die nicht zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Leistung führte. Neben der Wirkung von medizinischem THC-haltigem Cannabis würde sich auch CBD zur Behandlung von depressiven Begleiterscheinungen von PMS bewähren.

Der Einfluss der Erwartungshaltung bei der Einnahme von Cannabis

In einigen Studien konnte ein starker Effekt der Erwartungshaltung nach der Einnahme von Cannabis hinsichtlich der Wirksamkeit nachgewiesen werden. Personen, die von der Wirksamkeit von Cannabis überzeugt waren, zeigten demnach eine stärkere Symptomreduktion. Zudem nahmen die Personen, die eine hohe Wirksamkeit erwarteten, eine höhere Dosierung des Cannabis zu sich [1]. In welcher Dosis eine Anwendung von CBD oder hochdosiertem CBD beziehungsweise eine Anwendung von THC-Rezepturen vorlag, ist den Studien nicht zu entnehmen. Sie erklären dafür den grundsätzlich wirksamen Zusammenhang zwischen Cannabis bei PMS oder PMDS, ohne einen Fokus auf Cannabinoide wie THC oder CBD zu setzen, die auf natürliche Weise und in einem unterschiedlichen Verhältnis in Cannabispflanzen vorkommen.

Studie – Die Wirksamkeit von Cannabis bei PMS und PMDS

Insgesamt wurden 145 Patientinnen mit PMS und PMDS im Alter von 18 und 65 Jahren (mittleres Alter 35 Jahre) in diese Studie aufgenommen. In einer Online-Umfrage wurde die Wirksamkeit einer Cannabiseinnahme zur Linderung der Symptome von PMS und PMDS erfasst. Dazu wurde ein Fragebogen mit 13 Fragen von den ForscherInnen entwickelt, der unter anderem die wichtigsten Symptome wie Reizbarkeit, depressive oder ängstliche Verstimmung, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen beinhaltete. Die Frauen konnten die Schwere des jeweiligen Symptoms auf einer Skala von 0= gar nicht bis 5= extrem stark beurteilen. Zudem wurden die Erwartungen der Frauen hinsichtlich der Einnahme untersucht. In diesem Teil der Untersuchung sollten die Frauen eine Einschätzung geben, inwiefern die oben genannten Symptome durch die Einnahme von Cannabis verändert werden könnten. Dazu wurde eine Skala von -2= viel schlechter bis +2= viel besser implementiert. Zuletzt wurde die Häufigkeit der Cannabiseinnahme erhoben. Diese variierte von 0 (gar nicht) bis 31 (täglich). Angaben hinsichtlich der Dosierung oder Zusammensetzung der Präparate, also in welchem Bestandteil CBD und THC enthalten waren, wurden nicht erfasst [1].

In dieser Befragung wurde gezeigt, dass Frauen mit PMS und PMDS signifikante Erwartungen hinsichtlich der Linderung ihrer Symptome durch die Einnahme von Cannabis hatten. Vor allem erwarteten sie eine Verbesserung der Reizbarkeit, der depressiven oder ängstlichen Verstimmung und ihrer Schlafprobleme. In Hinblick auf Essensgelüste und Überessen äußerten die Frauen keine Erwartungen an die Einnahme. Für eine präzisere Anwendung bei einer ärztlich angeordneten Therapie mit Cannabis bei PMS- und PMDS-Beschwerden könnte CBD eingesetzt werden, ohne dabei Appetit auszulösen, da lediglich THC für die Appetitsteigerung eingesetzt wird.

Frauen, die höhere Erwartungen an die Wirksamkeit einer Einnahme von Cannabis angaben, wiesen eine größere Symptomschwere auf und nahmen mehr Cannabis pro Monat ein. Zudem zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Alter und der Cannabiseinnahme: jüngere Frauen nahmen demnach mehr Cannabis ein als ältere Frauen. Durchschnittlich nahmen die Frauen dieser Befragung Cannabis an 23 Tagen des Monats ein. Frauen nach der Menopause nahmen Cannabis an durchschnittlich 19 Tagen ein. Dies ist ein Hinweis dafür, dass die Frauen eine positive Erwartung an die Einnahme von Cannabis hatten und dieses nicht ausschließlich zur Symptomlinderung einnahmen.

Fazit

In dieser Untersuchung konnte gezeigt werden, dass Frauen eine positive Erwartung gegenüber Cannabis zur Linderung ihrer PMS oder PMDS Symptome haben. Frauen, die eine hohe Erwartung an die Wirksamkeit von Cannabis zur Symptomlinderung äußern, nehmen auch vermehrt Cannabis ein. Aufgrund der Evidenzen zur Wirksamkeit von CBD bei depressiven Symptomatiken [2], die sich im Krankheitsspektrum von PMS- und PMDS-Patientinnen häufen, stehen auch Erwartungen an Cannabidiol (CBD). Speziell für die Wirkung von CBD bei diesem Krankheitsverlauf ist der Wirkstoff jedoch isoliert zu studieren, um durch neue Evidenzen fundierte Perspektiven für die Patientinnen zu bieten und herauszufinden, wie CBD zu welchem Krankheitsstadium helfen könnte. Die bereits vorhandene Studienlage zum generellen Einsatz von Cannabis zeigt auf, dass zur Behandlung der Symptome von PMS und PMDS Cannabis verwendet werden kann und diese Behandlungsform zu einer Symptomlinderung beitragen würde.


 

Quellenangaben