Kopfschmerzen und Migräne als Erkrankung
An Kopfschmerzen haben die meisten Menschen bereits einmal in ihrem Leben gelitten. Das unangenehme Drücken und die Schmerzen im Kopf werden häufig mit Schmerz- und Betäubungsmitteln behandelt. Wenn die Kopfschmerzen nicht nur vereinzelt, sondern gehäuft auftreten, sind nicht nur das Wohlbefinden im Alltag, sondern auch die Leistungsfähigkeit im Beruf und Schule eingeschränkt. Dabei gibt es die verschiedensten Arten von Kopfschmerzen, welche an unterschiedlichen Stellen im Kopf auftreten können. So berichten einige Personen von dumpf-drückenden, ziehenden Schmerzen (Spannungsschmerzen), die sich auf beiden Seiten des Kopfes äußern. Andere von pochenden pulsierenden Schmerzen, welche nur an einer Stelle im Kopf auftreten (Migräne). Bei den sogenannten Spannungskopfschmerzen tritt häufig eine Verbesserung durch Bewegung an der frischen Luft auf. Körperliche Aktivität generell, verschlechtert die Schmerzen nicht. Im Gegensatz dazu wird bei Migräne, der Schmerz schlimmer, wenn die Betroffenen sich bewegen. Kopfschmerzen werden als Migräne eingestuft, wenn mehr als fünfmal Schmerzattacken mit den typischen Beschwerden aufgetreten sind. Dabei gehören zu den typischen Beschwerden: Übelkeit, pulsierende hämmernde oder pochende Schmerzen, meist vor allem im vorderen Kopfbereich, Schmerzattacken von mindestens 4 Stunden und meist tagelanger Dauer und hohe Sensibilität für äußere Reize der Sinnesorgane (Licht, Geräusche, Geruch etc.). In den USA sind 1/7 der Bevölkerung von Migräne betroffen und dadurch in ihrem Leben beeinträchtigt. Die Ursache für die Schmerzen ist weitestgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass komplexe neuronale und hormonale Prozesse eine Rolle bei der Entstehung spielen. Neben der Migräne haben viele Patient:innen noch andere Erkrankungen, die von der Haupterkrankung beeinflusst werden. So treten häufig Schlafprobleme, Kognitive Probleme (z.B. geringere Konzentrationsfähigkeit, Erinnerungsvermögen etc.), Depressionen und Angst auf. Zum heutigen Stand werden Migräne und Kopfschmerzen hauptsächlich mit Medikamenten behandelt. Dies stellt sich jedoch als problematisch für einige Personen heraus, bei denen die Medikation nicht wirkt und ebenso bringen Schmerzmedikamente ein hohes Risiko für Abhängigkeit mit sich. Daher ist eine alternative Behandlung von besonderer Wichtigkeit. In den letzten Jahren wurde immer wieder neue Forschung zu der schmerzlindernden Wirkung von medizinischem Cannabis durchgeführt. Spezifisch zu der Wirkung auf den Migräneschmerz gibt es jedoch nur wenige Studien.
Studie zu medizinischem Cannabis und Migräne
Eine Studie aus dem Jahr 2020 von Stith und Kolleg:innen befasste sich mit dem Zusammenhang von Cannabis und Kopfschmerzen, ins besonders Migränekopfschmerzen. Das Ziel der Studie war es den Effekt von medizinischem
Cannabis gegen Migräne und Kopfschmerzen herauszufinden. Außerdem sollten die Unterschiede der Cannabis Sorten auf die Intensität der Symptomveränderung untersucht werden.
In der, in den USA durchgeführten Studie, wurde eine App genutzt, um die Gesundheitsdaten von Personen zu erfassen, welche unter Kopfschmerzen litten und/oder an Migräne erkrankt waren. Die sogenannte ‘Releaf App’ wird von Menschen genutzt die Cannabis zum medizinischen Zweck gebrauchen und in der App den Gebrauch dokumentieren wollen. In der App geben die Nutzer:innen die Eigenschaften des verwendeten Produktes (Herkunft, Stärke, Sorte etc.), sowie den Grund der Verwendung, die Konsummenge und die Linderung von Symptomen, bei der Nutzung auftretende Gefühle und Nebenwirkungen, die sie erfahren haben, ein. Bei jeder Nutzung wird eine neue Sitzung gestartet, in der sowohl die Menge als auch die direkten Auswirkungen des Gebrauchs aufgezeichnet werden. Für die Studie verwendeten die Forscher:innen Daten von 699 Personen, die ihre Behandlung mit Cannabis in der ‘Releaf App’ dokumentierten. Von diesen litten 493 Proband:innen unter Spannungskopfschmerzen und 280 unter Migräne. Kategorisiert wurden die Teilnehmenden anhand der selbst angegebenen Symptome, die sie aus einer Liste von 50 Symptomen in der App auswählten. Für die Forschenden waren die Angabe des Phänotyps (C.sativa, C.indica & hybrid), die Einnahmeform, der Kopf- und Migräne bezogene Schmerz und die berichteten Nebenwirkungen bei einer medizinischen Cannabis Sitzung von besonderem Interesse. Die verschiedenen Produkttypen oder auch Phänotypen bestanden aus
Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Hybrid-Cannabis, welches die Eigenschaften von zwei oder mehr Sorten nutzt. Cannabis Sativa zeichnet sich durch einen hohen Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) sowie einen niedrigen Cannabidiol (CBD) Gehalt aus. Dabei wird die Wirkung als anregend, aktivierend, motivierend beschrieben. Zudem berichten Konsument:innen von Reduzierung von Übelkeit und Förderung des Appetits. Die Cannabissorte Indica ist bekannt für ihren hohen CBD-Gehalt. Die Wirkung der Sorte beruht hauptsächlich auf Reduzierung von Entzündungen, Schmerzlinderung, Förderung des Schlafes, Anregung des Appetits und Reduzierung von Stress und Angst. Für die Untersuchung des Effekts der unterschiedlichen Cannabis Sorten wurde der Schmerz der Nutzer:innen vor und nach der Cannabis Sitzung auf einer Skala von 0 bis 10 erfasst. Der Effekt auf die Schmerzen wurde bis zu 2 Stunden nach der Einnahme untersucht.
Was kam dabei raus?
Im Durchschnitt führten die untersuchten Nutzer:innen 5 Sitzungen innerhalb von 65 Tagen durch. Von besonderem Interesse waren die Sitzungen bei denen getrocknete Cannabis Blüten verwendet wurden, daher wurden ausschließlich diese untersucht. Am häufigsten wurden Hybridsorten genutzt (54%). Für die seltensten Sitzungen verwendeten Nutzer:innen Cannabis Sativa (16%). Der bevorzugte Nutzen von Cannabis Indica (30%) und Hybrid Cannabis unterstreicht die schmerzlindernde Wirkung dieser Sorten, da genau diese bei den Kopfschmerz- und Migränebetroffenen am wichtigsten ist. Bei der Mehrheit der Sitzungen wurden Pfeifen oder Verdampfer verwendet. Nur wenige Patient:innen rauchten das medizinische Cannabis in Form eines Joints. Durchschnittlich enthielten die Blüten 18% THC und 8% CBD. Durch den Konsum der Blüten wurde der Schmerz signifikant weniger. Zudem berichteten die Nutzer:innen bei 94% der Sitzungen eine Linderung der Symptome. Nur ein kleiner Teil bemerkte keine Verbesserung und ein noch geringerer Teil berichtete von einer Verschlechterung der Symptome.
Fazit: