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Medizinisches Cannabis bei Lebererkrankungen

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Medizinisches Cannabis bei Lebererkrankungen: Hoffnung für die Therapie der nicht-alkoholischen Fettleber

Lebererkrankungen gehören zu den großen gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit, insbesondere die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD). Mit weltweit steigenden Fallzahlen wird der Bedarf an neuen Behandlungsansätzen immer präsenter. Eine aktuelle Studie beleuchtet das Potenzial von medizinischem Cannabis in der Behandlung von Lebererkrankungen und eröffnet spannende Perspektiven für die zukünftige Therapie.

Was ist eine nicht-alkoholische Fettleber?

Die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) ist eine weit verbreitete Erkrankung, bei der sich überschüssiges Fett in der Leber ansammelt. Anders als bei der alkoholischen Fettleber wird diese Form nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht. Stattdessen stehen Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2, hoher Blutdruck und eine ungesunde Ernährung im Vordergrund. Symptome der NAFLD sind oft unspezifisch und können Müdigkeit, Unwohlsein oder einen Druck im Oberbauch umfassen. In vielen Fällen bleibt die Erkrankung lange unbemerkt. Unbehandelt kann NAFLD jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen wie Leberfibrose, Zirrhose oder sogar Leberkrebs führen. Laut Experten leiden schätzungsweise 25–30 % der Weltbevölkerung an NAFLD, wobei die Fallzahlen mit der Zunahme von Fettleibigkeit weiter steigen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Hauptursachen der NAFLD sind eine ungesunde Lebensweise und Stoffwechselstörungen. Erhöhte Blutzuckerwerte, Insulinresistenz und chronische Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Krankheit. Gleichzeitig wird die Leber durch oxidativen Stress und eine Überaktivierung des Endocannabinoid-Systems (ECS) weiter geschädigt.

Die Rolle des Endocannabinoid-Systems bei NAFLD

Das Endocannabinoid-System ist für die Regulation von Stoffwechselprozessen, Energiehaushalt und Entzündungsreaktionen verantwortlich. Bei NAFLD-Patienten ist dieses System häufig überaktiv, was die Fettansammlung und die Entzündungsprozesse in der Leber verstärkt. Gen hier setzen potenzielle Behandlungsansätze mit medizinischem Cannabis an.

Medizinisches Cannabis als potenzieller Therapieansatz

Eine aktuelle Studie von Barré und Kollegen (2024) zeigt, dass medizinisches Cannabis und insbesondere Cannabidiol (CBD), vielversprechende Effekte bei der Behandlung von NAFLD haben könnten:

  • Entzündungshemmung: CBD reduziert entzündliche Prozesse, die bei der Krankheitsprogression eine zentrale Rolle spielen. Durch den entzündungslindernden Effekt von CBD kann die Überaktivität des Endocannabinoidsystems verringert werden und somit die Gesundheit der Leber verbessert werden.
  • Oxidative Stressreduktion: CBD neutralisiert freie Radikale, die oxidativen Stress verursachen und Leberschäden fördern. Durch die Verringerung von oxidativem Stress können Zellen vor dem frühzeitigen Untergang geschützt werden. Auf diese Weise können gesunde Zellen der Leber unterstützt werden.
  • Hemmung von Fibrose: CBD könnte die Bildung von Narbengewebe (Fibrose) in der Leber verlangsamen oder verhindern. Durch diesen Prozess wird die Progression der Krankheit eingedämmt.
  • Verbesserung des Fettstoffwechsels: Cannabinoide tragen zur Regulation des Fettstoffwechsels bei und könnten die Fettablagerung in der Leber reduzieren. Somit können zirrhotische Veränderungen verlangsamt oder ganz verhindert werden.

Besonders vielversprechend sind medizinische Cannabisblüten, die durch die Kombination verschiedener Cannabinoide und Terpene einen sogenannten Entourage-Effekt erzielen. Dieser Effekt kann die therapeutischen Eigenschaften von CBD verstärken und zu einer wirksameren Behandlung führen. Solche Präparate könnten in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Therapie von NAFLD und anderen Lebererkrankungen spielen.

Sonnenschäden und andere Faktoren für die Lebergesundheit 

Neben ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel spielen auch Umweltfaktoren wie UV-Strahlung eine Rolle für die allgemeine Gesundheit, einschließlich der Leber. Chronische Sonnenschäden führen nicht nur zu Hautalterung, sondern könnten durch die Förderung systemischer Entzündungen auch die Leber belasten. Medizinisches Cannabis mit seinen antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften bietet hier potenziell eine doppelte Schutzwirkung – für die Haut und die Leber.

Herausforderungen in der Behandlung von NAFLD

Die Behandlung der NAFLD basiert derzeit vor allem auf Lifestyle-Änderungen wie gesunder Ernährung, Gewichtsreduktion und körperlicher Aktivität. Doch viele Patienten kämpfen damit, diese Maßnahmen konsequent umzusetzen. Hier könnten medikamentöse Ansätze wie medizinisches Cannabis unterstützend wirken. Individualisierte Therapie: Jeder Patient reagiert unterschiedlich auf Cannabinoide, was eine genaue Dosierung und Überwachung durch einen Arzt erfordert. 

Wie sicher ist medizinisches Cannabis für die Leber? 

Ein zentraler Punkt in der Forschung ist die Sicherheit von medizinischem Cannabis. Die bisherigen Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass medizinisches Cannabis eine sichere Behandlungsmethode darstellt. Besonders bei Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen könnte eine individuelle Abwägung hinsichtlich der Präparatsauswahl erforderlich sein. In diesen Fällen ist es besonders wichtig, eine engmaschige ärztliche Betreuung anzustreben.


Fazit

Die Forschung zu medizinischem Cannabis und Lebererkrankungen steht noch am Anfang, zeigt jedoch vielversprechende Ansätze. Insbesondere die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften von CBD könnten in der Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleber wertvoll sein. Mit steigenden Fallzahlen von NAFLD wird die Entwicklung neuer Therapieansätze immer dringlicher. Medizinisches Cannabis könnte eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Behandlungsstrategien sein und dazu beitragen, die Lebensqualität von Millionen von Patienten weltweit zu verbessern.

 


 

Quellenangaben

1. Barré T, Di Marzo V, Marcellin F, Burra P, Carrieri P. Expanding Research on Cannabis-Based Medicines for Liver Steatosis: A Low-Risk High-Reward Way Out of the Present Deadlock? Cannabis Cannabinoid Res. 2023 Feb;8(1):5-11. doi: 10.1089/can.2022.0014. Epub 2022 Apr 13. PMID: 35420457; PMCID: PMC9942183.