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Cannabis-Barometer Spezial: Warum die sichere Versorgung an spezialisierten und digitalisierten Apotheken hängt

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Seit der Reklassifizierung von medizinischem Cannabis im April 2024 hat sich die Zahl der ausgestellten Rezepte explosionsartig erhöht – über 1.000 Prozent mehr Verschreibungen innerhalb weniger Monate. Für Patient:innen bedeutet dies eine historische Chance: endlich gelangen sie schneller, günstiger, einfacher und vollkommen digital Zugang an ihre verordneten medizinischen Cannabisblüten. Doch in der Realität hängen diese Errungenschaften einer zeitgemäßen Arzneimittelversorgung an wenigen spezialisierten deutschen Apotheken.

Ein neues Zeitalter – wenn wir es zulassen

Dr. Julian Wichmann, Mitgründer und Geschäftsführer von Bloomwell:

„Medizinisches Cannabis könnte der Auftakt in ein neues Zeitalter sein – in dem der Patient dank digitalem Informationsfluss tatsächlich an erster Stelle steht. Dafür müssen wir aber den Mut aufbringen, uns von überholten analogen Strukturen zu verabschieden.“

Flächendeckende Versorgung? Fehlanzeige.

Screenshot 2025-09-03 104246Fast drei Viertel aller Apotheken in Deutschland haben keine Cannabisblüten auf Lager. Und selbst dort, wo sie vorhanden sind, ist die Auswahl minimal. Angesichts von über 600 Sorten in Deutschland wird deutlich: Ohne Spezialisierung ist eine zuverlässige und zeitnahe Versorgung schlicht unmöglich.

Für Patient:innen würde ein Versandverbot von medizinischen Cannabisblüten bedeuten: längere Wartezeiten, unsichere Lieferungen – und am Ende oft höhere Kosten.

 

Preisfrage: Wer zahlt am Ende die Rechnung?

Während spezialisierte Online-Apotheken im Schnitt 7,50 € pro Gramm verlangen, können stationäre Apotheken mit diesen Preisen kaum mithalten. Bei einem Bruchteil der Apotheken, die medizinische Cannabisblüten an Lager haben, liegt mehr als die Hälfte unter diesem Durchschnittspreis. Ganze 59 Prozent der Befragten wissen nicht einmal, wie teuer ihre eigenen Cannabisblüten im Vergleich sind. Ein mögliches Versandverbot würde die Preise drastisch nach oben treiben – und Patient:innen in die Arme der Dealer auf dem illegalen Markt treiben.

Berührungsängste in Apotheken

Noch immer weigern sich viele Apotheken, Cannabis abzugeben: 40,6 Prozent haben noch nie Patient:innen damit versorgt oder wissen darüber nichts. Das zeigt nicht nur fehlende Erfahrung, sondern auch weiterhin bestehende Vorurteile.

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Digitalisierung verschlafen

Die Telemedizin ist für Cannabis-Patient:innen längst Alltag. Doch die meisten Apotheken haben den Anschluss verpasst: Bei über der Hälfte liegt der Anteil telemedizinisch eingereichter Rezepte unter 10 %. Spezialisierte Apotheken mit digitalen Prozessen übernehmen daher inzwischen den Großteil der Versorgung.

Ein System am Scheideweg

Das Ergebnis ist klar: Während die Nachfrage nach Cannabis-Therapien in die Höhe schießt, stemmen nur wenige spezialisierte und digitale Apotheken die Versorgung. Für die Mehrheit der Apotheken spielt Cannabis wirtschaftlich keine Rolle – 57,8 Prozent spüren keinerlei Effekt auf ihr Geschäft, seit der Herausnahme von medizinischem Cannabis am 1. April 2024 aus dem Betäubungsmittelgesetz.

Fazit: Patient:innen brauchen Spezialisierung, keine Blockaden

Die aktuellen Entwicklungen zeigen deutlich: Ohne digitale Lösungen und spezialisierte Apotheken wird die Cannabis-Versorgung in Deutschland zusammenbrechen. Statt Telemedizin und Online-Apotheken durch Klagen und politische Blockaden zu bekämpfen, braucht es ein Umdenken – hin zu einem patientenzentrierten, digitalen System.

Nur so lässt sich sicherstellen, dass medizinisches Cannabis für alle zugänglich bleibt – bezahlbar, zuverlässig und zeitgemäß.